Hajo Jäger Adresse:Berliner Str. 56 DE 61138 Niederdorfelden, Deutschland Tel:+49 172 624 79 33

Winterkälte kurbelt den Fettstoffwechsel an!

Bis heute ging man davon aus das nur Babys ein stoffwechselaktives Fettgewebe besitzen. Die Rede ist vom braunen Fettgewebe, welches über eine hohe Anzahl an Mitochondrien und Cytochrome verfügt. Mitochondrien sind aktive Brennöfen, die vermehrt Energie in Form von Adenosintriphosphat (ATP) für Muskelarbeit, Wärme und Stoffwechselprozesse bilden. Die Cytochrome sitzen in den Mitochondrien und haben die Aufgabe vermehrt Sauerstoff zur Energiebildung heranzuziehen. Normalerweise liegen die Brennöfen außerhalb des Fettgewebes, die einzige Ausnahme ist das braune Fettgewebe. Dieses hat die Aufgabe mehr Wärmeenergie freizusetzen, was auch als Thermogenese bezeichnet wird. Bei Kälte oder einer Unterkühlung bildet das braune Fettgewebe vermehrt ATP, um den Körper genügend Wärme zu spenden. Gerade Babys können aufgrund des ungünstigen Verhältnis von Körperoberfläche und dem Volumen schnell auskühlen. Deshalb verfügen Babys am Hals und im Brustbereiche über einen großen Anteil an braunem Fettgewebe.

Erwachsene verfügen zwar auch über braunes Fettgewebe, aber bis heute ging man davon aus, dass es kaum noch eine stoffwechselaktive Funktion besitzt. In einer Studie (van Marken Lichenbelt et al., 2009) an 10 schlanken und 14 übergewichtigen Erwachsenen (BMI > 25) konnte man bei einer Kälteeinwirkung beobachten, dass sich der Energiestoffwechsel im Ruhezustand durch das braune Fettgewebe erhöht. Bei den Übergewichtigen war die Aktivität des braunen Fettgewebes geringer ausgefallen. Der Grund ist der erhöhte Körperfettanteil, denn wenn der Körper genügend Fettreserven hat, muss das braune aktive Fettgewebe weniger Wärmeenergie produzieren. Nichtsdestotrotz sehen die Wissenschaftler die Kälte als Maßnahme an, um das Übergewicht und den hohen Fettanteil zu bekämpfen.

Forschungsgruppen aus den Niederlanden, Schweden und den USA haben mit Hilfe moderner Untersuchungsverfahren, der Positronen-Emissions-Tomographie / Computertomographie (PET/CT) das braune Fettgewebe vor allem im Hals- und Nackenbereich bei Erwachsenen nachweisen können. Mittlerweile konnten Wissenschaftler auch herausfinden, dass unser sympathisches Nervensystem und auch bestimmte Gehirnareale an der Thermoregulation sowie an der Aktivität des braunen Fettgewebes beteiligt sind. In einer Studie (Huang et al., 2011) untersuchte man die Veränderung des Gehirnstoffwechsels auf die Aktivität des braunen Fettgewebes. Dazu bekamen 21 Personen markierte Glucose (Fluorodeoxyglucose = FDG) gespritzt. Anschließend hat man anhand moderner Untersuchungsverfahren (PET/CT) die aktiven Areale im Klein- und Großhirn (Brodmann-Bereiche 40 und 13) identifizieren können, die das stoffwechselaktive braune Fettgewebe bei Kälteeinwirkung im Halsbereich aktivieren. Auch Adrenalin, Thyroxin und andere hormonähnliche Substanzen (z.B. Uncoupling Protein 1, cyclisches AMP) sind an der Aktivität des braunen Fettgewebes beteiligt. Forscher suchen derzeit nach Möglichkeiten, um die Wärmebildung (Thermogenese) bei Übergewichtigen zu steigern, damit der Körper mehr Kalorien und Fett verbrennen kann. Statt in naher Zukunft die medizinische Variante in Form von Medikamenten zu wählen, wäre der natürlichste Weg im Winter die Räumlichkeiten weniger zu beheizen. Dadurch verliert der Körper überflüssige Pfunde und man spart zugleich Geld für geringere Heizkosten. Eine andere Möglichkeit ist, dass man regelmäßig oder besser täglich an kalten Wintertagen spazieren gehen sollte. Viele Lauftreffs bieten auch in den Wintermonaten Walkingkurse oder Skikurse an, die noch stärker die Wärmebildung und den Fettstoffwechsel ankurbeln können.


Literatur: