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Mit dem Schönheitsideal zum gestörten Essverhalten

Fühlen wir uns körperlich unbeweglich, zu dick, müde oder schwach, so verbinden wir das mit Krankheiten oder einem negativen Körpergefühl. Menschen sind gesund, wenn sie sich körperlich stark und wohl fühlen. Zum Beispiel Menschen mit zu viel oder auch zu wenig Körpergewicht können sich körperlich gut oder schlecht fühlen. Hier spielen Erfahrungen und auch die Lebensgeschichte eine wichtige Rolle. Wird in dem Umfeld mehr Wert auf eine gutaussehende Figur gelegt, so strebt man ebenso nach dem für sich perfekten Körperideal. Das fremdbestimmte Körperbild (muskulös, schlank) hat wiederum eine Bedeutung für andere Menschen und fördert somit das Zugehörigkeitsgefühl.

In der heutigen Gesellschaft steht Schönheit und Schlankheit für ein bequemeres Leben mit Erfolg, Glück, Zufriedenheit und Bewunderung. Die Medien und Zeitschriften vermitteln täglich das Aussehen eines Schönheitsideal, welches zu Essstörungen und Magersucht führen können. Bislang standen nur Frauen im Blickfeld der Medien, inzwischen streben auch Männer nach einem perfekten und muskelbepacktem Körper. Aufgrund der Bedeutung des Schönheitsideals in unserer Gesellschaft (äußeren Reize) werden verschiedene Diäten praktiziert. Das Verhalten äußert sich durch eine reduzierte Nahrungsaufnahme mit dem Ziel das Körpergewicht abzunehmen oder zu halten. Dadurch wird der natürliche Hunger- und Appetitsmechanismus im Körper gestört, in dem man die inneren Signale übergeht. Der Hunger entsteht nach einer längeren Essenspause (z.B. nach 8 Stunden Schlaf) oder nach einer langandauernden Belastung aufgrund der verbrauchten Energiespeicher (z.B. nach dem Sport). Das kann sich durch die Symptome Müdigkeit, Schwindel, Kopfschmerzen, Muskelschwäche, Nervosität oder leichte Übelkeit bemerkbar machen. Das starke Hungergefühl verspüren die meisten in der Bauchgegend. Wird das Hungergefühl aufgrund von Diäten häufig übergangen, so nimmt man das Gefühl nicht mehr richtig wahr. Weiterhin kann sich durch das ständige Hungern, das Verlangen nach Nahrung vergrößern. Zuerst verspüren wir öfters Heißhunger und meist kommt es dann doch zu den unerwünschten Fressattacken. Das beeinflusst wiederum das Sättigungsgefühl des Körpers, in dem die Sättigungsgrenze und die Energieaufnahme weit überschritten wird.

Auch unregelmäßiges und unbewusstes Essen trägt dazu bei, dass die natürliche Regulation von Hunger und Sättigung (inneren Signale) verloren gehen. Mit der regelmäßigen Nahrungsaufnahme (morgens, mittags, abends) können wir das Hunger- bzw. Sättigungsgefühl so steuern, dass der Heißhunger und die Fressattacken sich erst gar nicht entwickeln. Darüber hinaus sorgt das natürliche Regulationssystem von Hunger- und Sättigung des Körpers dafür, dass wir so viel Energie und Nährstoffe aufnehmen, dass unser Körpergewicht über Jahre und Jahrzehnte konstant bleibt. Die Rede ist vom Setpoint, dem biologisch idealen Körpergewicht. Die folgende Abbildung zeigt die Bedeutung der inneren und äußeren Reize, die sich im Verlauf des Lebens verändern. Im Säuglingsalter stehen die inneren Signale wie Hunger und Sattheit im Vordergrund. Danach wird unser Essverhalten durch die äußeren Reize (z.B. Umgebung, Nahrungsangebot, Werbung) stark beeinflusst. Im Jugendalter und ebenso im Erwachsenenalter nimmt die kognitive bzw. rationale Einstellung zu. Diese unterliegen wiederum den äußeren Einflüsse (z.B. Ernährungswissen, gesellschaftliche Normen) und bestimmen unser Essverhalten. Somit gehen die inneren Signale mit zunehmenden Lebensalter verloren und werden durch unsere Einstellung, Erfahrungen, Gedanken sowie Absichten (z.B. Wunsch nach einer schlanken und muskulösen Figur) ersetzt.

Abbildung 3: Drei-Komponenten-Modell nach Pudel und Westenhöfer 2003
Zum Setpoint: http://www.ernaehrung.de/tipps/essverhalten/essverhalten14.php
Weitere Infos zum Essverhalten finden Sie unter: http://www.ernaehrung.de/tipps/essverhalten/