Abnehmtipp 2 - Länger schlafen dämpft den Heißhunger
In unserer Gesellschaft ist der Leistungsdruck sehr hoch und ist häufig mit langen Arbeitstagen verbunden. Nach 10-stündigen Arbeitstag benötigt man erst einmal eine bestimmte Zeit um den Kopf gedanklich freizubekommen. Viele leiden unter Schlafstörungen oder Schlafmangel, weil sie sich gedanklich keine Auszeit gönnen und sich permanent mit dem Arbeitsalltag auseinandersetzen. Im schlimmsten Fall kann das zum Burn-out-Syndrom führen, wenn man sich psychisch ausgebrannt fühlt und mit allen Lebensaufgaben überfordert ist. Dies kann mit häufigen Schlafstörungen einhergehen und zugleich den Appetit steigern. In einer aktuellen Studie im Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism konnte man bei 12 normalgewichtigen Männer einen gesteigerten Appetit beobachten, wenn sie eine schlaflose Nacht hatten. Der Schlafmangel erhöhte den Reiz mehr Nahrungsmittel zu vertilgen, auch wenn kein Hungergefühl oder Bedarf auf eine Mahlzeit bestand. Die Wissenschaftler nutzten dazu die funktionelle Kernspintomographie und Foodbilder, um festzustellen, ob die Bereiche im Gehirn für Hunger- und Appetit bei Schlafmangel aktiv sind. Eine wichtige Rolle spielte dabei der rechte Gyrus cinguli, eine Funktionseinheit des Gehirn, das mit im limbischen System verankert ist. Es steuert unser Triebverhalten und dient zur Verarbeitung unserer Emotionen.Vom Schlafmangel sind auch Schichtarbeiter betroffen, denn bei ihnen ist aufgrund der unterschiedlichen Arbeitszeiten der zirkadiane Rhythmus gestört. Das ist unsere innere Uhr die uns sagt, wann der Tag und wann die Nacht beginnt. Durch Helligkeit reagiert unser Körper mit Freisetzung von Botenstoffe wie das Adrenokortikotrope Hormon und Cortisol, die dafür sorgen das wir morgens fit aus dem Bett springen. Sobald die Dunkelheit anbricht, schüttet der Körper das Schlafhormon Serotonin und Melatonin aus, die uns zum Gähnen und zum Schlafen zwingen. Dieser 24-Stunden Tages- und Nachtrhythmus kann durch unregelmäßige Arbeitszeiten gestört sein. Eine zu kurze Schlafdauer kann langfristig zu einem gesteigerten Appetit führen, der vor allem vermehrt zu Süßigkeiten tendiert. In der University of South Australia hat man in einem Schlaflabor das Naschverhalten von Schichtarbeiter untersucht. Die 24 Schichtarbeiter waren 12 Tage im Labor und mussten dort ihren alltäglichen Schichtdienst leben. Die Teilnehmer bekamen zwei Termine mit einer täglichen Schlafdauer entweder von 6 Stunden oder 4 Stunden. Den Schichtarbeiter servierte man in den 12 Tagen täglich 3 Hauptmahlzeiten und zusätzlich 5 bis 6 Snacks. Sie konnten auswählen zwischen süßen, herzhaften oder gesunden Snacks. Die Schichtarbeiter mit der stark eingeschränkten Schlafdauer von 4 Stunden aßen mehrere süße Snacks als diejenigen mit einer Schlafdauer von 6 Stunden. Das Fazit der Wissenschaftler: Ein starker Schlafentzug führt zu ungünstigen Auswahl und unkontrollierten Aufnahme von süßen Snacks, die zugleich das Risiko für Übergewicht erhöhen können. Zu demselben Ergebnis kommt auch die Studie im Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism.
Für alle diejenigen die überflüssige Kilos abnehmen möchten, sollten ihre Zeit für mehr Schlaf investieren anstatt in eine Diät oder beim Schauen von TV-Sendungen. Wenn Sie häufig schlecht Schlafen, sollten Sie zudem noch einige Faktoren überprüfen wie z.B.:
- Bett (durchgelegene, zu weiche Matratze)
- Klima (beheizte, schlecht belüftete Schlafzimmer)
- Lärm (laute Nachbarn, wohnen in der Nähe der Hauptverkehrstraße, Discotheken, Discounter)
- Umweltgifte im Wohnraum (Bodenbeläge, Lackfarben, Möbel, Wandfarbe usw.)
- Medikamente, Nahrungsergänzungen mit Aufputschmittel (Ephedrin, Theophyllin)
- Helligkeit (schlechte Abdunklung des Schlafzimmers)
- Nikotin in Kombination mit Koffein und Ethanol
- körperliche Aufregung (Stress mit Kollegen, Partner, Nachbarn, finanzielle Probleme)
- körperliche Anstrengung (Hausarbeit, Sport)
- schwere, kalorienreiche (> 400 kcal), schlecht gekaute Speisen
- hoher Koffein-, Taurin-, Catechingehalt von Getränken und Lebensmitteln
Schlafen sorgt nicht nur für ein gesundes Gleichgewicht von Hunger und Sättigung, sondern ist auch wichtig für die Konzentrations- und Gedächtnisleistungen. Denn im Schlaf kann sich das zentrale Nervensystem, das Gehirn und der Körper ausgiebig erholen.
Die folgende Abbildung veranschaulicht die vielfältigen physiologischen und psychischen Probleme, die durch den gestörten Schlafrhythmus auftreten können. Weiterführende infos unter spektrum.de/schlaf

Literatur:
- Heath G, Roach GD, Dorrian J, Ferguson SA, Darwent D, Sargent C., (2012): The effect of sleep restriction on snacking behaviour during a week of simulated shiftwork. Accid Anal Prev. 2012 Mar;45 Suppl:62-7. Epub 2011 Oct 10.
- Benedict C, Brooks SJ, O"Daly OG, Almèn MS, Morell A, Aberg K, Gingnell M, Schultes B, Hallschmid M, Broman JE, Larsson EM, Schiöth HB., (2012): Acute Sleep Deprivation Enhances the Brain"s Response to Hedonic Food Stimuli: An fMRI Study. J Clin Endocrinol Metab. 2012 Jan 18. http://jcem.endojournals.org/content/early/2012/01/12/jc.2011-2759.abstract
- Foster R.G., Wulff K., (2005): Unser Schlaf-Wach-Rhythmus, nature Reviews, Neuroscience, Spektrum der Wissenschaft, August 2005
- Beermann B., (2005): Leitfaden zur Einführung und Gesatltung von Nacht- und Schichtarbeit, Herausgeber Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, Dortmund, 9. unveränderte Auflage